Samstag, 28. August 2010

Road Trip - 6. Etappe: Von San Francisco nach Los Angeles

Zwei Stunden nach meinem Surfausflug an die pazifische Küste machte ich mich fertig, um ein besonderes Ereignis einzuleiten. Zum ersten Mal nach meinen bisherigen vier Auslandsabenteuern kommt mich ein Elternteil besuchen: mein Vater landete in San Francisco und ich habe ihn am Abend vom Flughafen abgeholt! Es war richtig toll, mal wieder jemanden aus der Familie persönlich wiederzusehen.
Frisch eingetroffen: mein Vater und ich beim Frühstück in einem IHOP Restaurant
Am nächsten Morgen sind wir nach Berkeley gefahren und haben uns dort den Universitätscampus der UC Berkeley angeschaut. Ein Bekannter von mir hat uns herumgeführt und die Uni macht wirklich einen sympathischen Eindruck! Da wir beide bereits die Innenstadt von San Francisco gesehen hatten, haben wir uns entschlossen, mal einen Geheimtipp aufzusuchen: Point Reyes, ein Leuchtturm nördlich von San Francisco, der extra klein und nah am Ufer gebaut wurde, damit die Schiffe ihn unter dem regelmäßigen Nebel hindurch sehen können. Die Fahrt dorthin dauerte ungefähr 1,5 Stunden und sie hat sich mehr als gelohnt. Was wir vorgefunden haben, war eine imposante Aussicht, ein tolle Landschaft und Wale in freier Wildbahn, die vor der Küste umhergeschwommen sind.
Point Reyes, nördlich von San Francisco
Highway 1, nördlich von San Francisco
Auf der Golden Gate Bridge von Norden kommend
Im Anschluss brachen wir wieder gen Süden auf. Unser Ziel für die nächsten beiden Tage war es, den Highway 1 bis nach Los Angeles entlangzufahren. Da sich dieser zeitlich sehr hinzieht, wollten wir noch ein Stück hinter uns bringen, um am nächsten Tag etwas entspannter fahren zu können. Die Strecke führte uns nochmals durch San Francisco, über die Golden Gate Bridge, dem Golden Gate Park und dann entlang der Küste bis nach Monterey, wo wir übernachteten.
Am nächsten Tag sind wir entspannt aufgestanden, so gegen 9 Uhr, und nach einem Kaffee aufgebrochen. Ein Höhepunkt auf dem Weg nach Los Angeles war das Dorf Solvang, das vollständig in dänischer Bauweise errichtet wurde und dadurch wie ein unwirklicher Ort in der von Gridmustern und breiten Straßen geprägten amerikanischen Bauweise wirkt. Wir haben uns dort ein Eis gegönnt und sind dann nach einem kurzen Zwischenstopp an einem völlig eingenebelten Strand in die Stadt der Filme, Stars und Sternchen eingefahren: Los Angeles.
Dänemark lässt grüßen: Solvang, CA

Dienstag, 24. August 2010

Road Trip - 5. Etappe: San Francisco

Die Reise nach Kalifornien war etwas ganz besonderes. Wer hat nicht schon tausendmal die Namen der Städte, wie San Francisco oder Los Angeles, gehört? Wer kennt dank der gleichnamigen Filmindustrie nicht den Hollywood Boulevard oder die berühmten Wellen des Pazifischen Ozeans, eines der besten Orte zum Surfen? Nun war es das erste Mal, dass ich all diese Orte persönlich besuchen und erleben durfte.
Freie Sicht auf die Golden Gate Bridge
Junaid hat mich in Las Vegas verlassen, da er wieder nach College Station zurück musste. Den 10h-Trip nach San Francisco habe ich daher allein absolviert: durch Wüstengegenden, die Berge der Sierra Nevada und meilenweite Obst- und Weinplantagen. Am nächsten Tag traf ich mit einem Fulbright-Kollegen in Oakland zum Brunch. Oh, war das ein tolles Gefühl, mal wieder in einer "richtigen" Stadt zu sein. Die Bay-Area mit Städten, wie San Francisco, Berkeley, oder Oakland macht einen sympathischen Eindruck und weist eine Bandbreite verschiedenartiger Leute aus. In Berkeley fallen die alternativen Menschen auf. Insgesamt ist der Anteil asiatisch-stämmiger Menschen überdurchschnittlich. Außer ein paar einzelner Hochhäuser in Downtown San Franciscos ist die Architektur kleinformater: engere Straßen, mehr Liebe zum Detail und perfekt in die Hügellandschaft eingepasste Häuser.
Trotz der hügeligen Landschaft haben die Stadtplaner das Gridmuster konsequent durchgesetzt
Die Stadt ist streckenweise richtig steil - nichts für Leute, die am Berg nicht anfahren können!
Blick auf Downtown, San Francisco
Nach dem Brunch habe ich mein "Touristenprogramm" absolviert, also Golden Gate Bridge, Golden Gate Park, Fisherman´s Wharf, Union Square, und Chinatown - alles in 6h! Ich hatte nicht das Verlangen, mich lange an den einzelnen Plätzen aufzuhalten. Es waren einfach zu viele Touristen da. Nichtsdestotrotz habe ich den Flair der Stadt während des Spazierens durch die hügeligen Straßenzüge sehr genossen.
Der Golden Gate Park - eine grüne Oase inmitten der Stadt
Fisherman´s Wharf, nur für den, der gern unter vielen Touristen weilt
Die berühmten Cable Cars, im Hintergrund: die Gefängnisinsel Alcatraz
Gefunden in der Nähe der Fishermen´s Wharf: Handarbeiten aus aller Welt - und von zu Hause ;-)
Eine Kathedrale nahe Downtown
Was auffällt, ist die überdurchschnittlich hohe Anzahl an Obdachlosen in den Straßen der gesamten Bay-Area. Auch die Straßen sind an vielen Stellen in einem furchtbaren Zustand. Das hat mich schon sehr verwundert, denn eigentlich ist Kalifornien ein reicher Staat! Im Jahr 2008 hatte Kalifornien ein BIP von $1,85 Billionen und wäre damit die achtgrößte Volkswirtschaft der Erde - wenn es ein eigenes Land wäre. Trotzdem sind die öffentlichen Kassen leer, weil durch eine jahrelange Niedrigsteuerpolitik Einnahmen und Ausgaben immer weiter auseinandergingen. Das Defizit belief sich allein im Jahr 2009 auf $42 Milliarden! Die Arbeitslosenquote liegt bei 12,2% (Juni 2010, in Texas: 8,5%). Die Auswirkungen sieht man deutlich.
Trotz dieser Eindrücke bleibt ein Fakt: die schöne Landschaft und Natur, vor allem entlang der Küste! Am nächsten Tag zog es mich daher an den Strand. Zusammen mit meinem Fulbright-Kollegen habe ich das erste Mal in meinem Leben einen Neopremanzug übergezogen und ein Surfbrett an mein Bein gekettet. Es war richtig toll! Trotz der kalten Wassertemperaturen konnte man 4h im Wasser bleiben und ein wenig auf den großartigen Wellen reiten (wenn man´s kann)!
Surfen am Strand von Pacifica, CA

Sonntag, 22. August 2010

Road Trip - 4. Etappe: Las Vegas

Wenn es eine Stadt in den USA gibt, die in ihrer Geschichte, der Architektur, der wirtschaftlichen Struktur und der Einwohner so einzigartig ist, dass man kein zweites Beispiel findet, dann ist es definitiv Las Vegas. Der "Spielplatz der Vereinigten Staaten" wartet mit allerhand interessanter Eigenheiten auf: Glücksspiel, Leute mit Alkohol auf der Straße, Leuchtreklame an jeder Ecke und Hotels so groß, dass die gesamte Altstadt von Bautzen darin Platz hätte. Der Unterhaltungsgigant ist ein Paradebeispiel dafür, wie unterschiedlich Amerika doch gestrickt ist.
Der Strip nordwärts bei Tag
Sogar Venedig wurde hier nachgebaut
Spielhallen so weit das Auge reicht
Die Oase Las Vegas, 1829 von den Spaniern entdeckt, wurde offiziell 1905 als Stadt gegründet. Mit der Legalisierung von Glücksspielen in Nevada 1931 (Prostitution ist übrigens verboten in Las Vegas selbst!) begann der unaufhörliche Aufstieg der Stadt zu einem wahren Touristen- und Unterhaltungsmagneten. Heute leben in der Region etwa 1.8 Millionen Menschen, die über 40 Millionen (!) Besucher jedes Jahr empfangen!
Das erste, was mir nach Ankunft aufgefallen ist, ist die Hitze, die uns mit Temperaturen von über 40 Grad Celsius buchstäblich ins Gesicht geschlagen ist! In Arizona hatten wir noch angenehme 25 Grad. Nichtsdestotrotz haben wir es uns nicht nehmen lassen, 4h Stunden lang, den Strip zu Fuß zu erkunden, was nur ging, wenn man keine Möglichkeit der Erfrischung in einem klimatisierten Raum auf dem Weg auslässt. Der erste Eindruck war phänomenal. Der Strip ist circa 6 km lang und beherbergt mehrere dutzend große Hotels, welche auf insgesamt über 100,000 Betten kommen! Ein Hotel ist dabei schon eine Stadt an sich und beherbergt neben der Unterbringung eine ganze Menge anderer Einheiten: natürlich ein Casino mit einem Meer an Spielautomaten, Roullete- und Pokertischen - meist strategisch am Eingang gelegen, so dass man erstmal durchlaufen muss, wenn man reingeht -, Restaurants, Shopping Center -  jedes in der Größe einer mittleren deutschen Fußgängerzone -, sonstige Attraktionen, wie zum Beispiel ein Shark Reef (im Mandalay Bay) oder die Ausstellung "Körperwelten" ("Bodies" im Luxor), und natürlich ein oder mehrere große Säle für die unzähligen Shows, die jedes Hotel anbietet. Shows gibt es über 100 und das Angebot reicht von Musicals, Hypnotiseuren, Artistik, bis hin zu den weiblichen Tanzshows in allen möglichen Facetten. Es ist gar nicht so einfach, da eine Entscheidung zu fällen.
Das ist Paris in Las Vegas
Das berühmte Belagio mit dem Springbrunnen-Klassik-Konzert alle 15 Minuten
Und wieder Italien: der gute alte Cäsar
Ägypten im Luxor-Hotel, das wie eine Pyramide aussieht
Junaid und ich wollten nach einem Tipp von einem Freund unbedingt in eine Hypnoseshow gehen und dies war ein absoluter Volltreffer! In der Show hat Hypnotiseur Mark Savander live eine Gruppe von Freiwilligen hypnotisiert und in einer sehr amüsanten Weise durch mehrere "Spiele" vorgeführt. Ich hätte nie gedacht, dass so etwas überhaupt möglich ist, aber es war erstaunlich zu sehen, wie Hypnose angewendet werden kann. Beeindruckend, wie er die Dinge erst erklärt hat und die Kandidaten sie nach einem Fingerschnipsen wirklich ausgeführt haben. Als Freiwillige hat er alle auf die Bühne geholt, die gern mitmachen wollten. Aus diesen ca. 30 Personen hat er dann 10 ausgewählt, die er für die gesamte Show über hypnotisiert hat. Die Effekte waren atemberaubend. Ein Beispiel waren zwei Mädels. Der einen hat er in Hypnose erzählt, dass wenn er ihre Hand berührt, sie ihn für einen unwiderstehlichen, attraktiven Mann hält. Der anderen hat er das Gegenteil erzählt, also dass sie ihn für einen abstoßende Person hält. Nach einem Fingerschnipsen, welches die Kandidaten "aufweckt", haben die Kandidaten tatsächlich so reagiert. Die erste kam gar nicht mehr heraus aus dem Schwärmen und die zweite hat ihn immer auf Abstand halten wollen. Also, geht auf jeden Fall hin, wenn ihr dort seid!
Haie im Shark Reef im Mandalay Bay Hotel
Das war unser Hotel: Sahara am Nordrand des Strip für sagenhafte $35 pro Nacht für 2 Personen!
Am zweiten Tag haben wir uns einige Ausstellungen angeschaut und am Abend sind wir noch in einen Club im Caesar´s Palace gegangen. Für diesen Club haben wir umsonst "VIP-Karten" bekommen, was in Vegas aber eher ein inflationär gebrauchter Begriff ist. Die VIP-Schlange war genau so lang wie die "normale" und so viel schneller hineingelassen wurde man auch nicht. Trotzdem war es ein großartiger Abschluss eines kurzen Besuches in der Casinostadt und ich weiß auf jeden Fall, dass ich wieder kommen werde! Schade nur, dass ich dieses Wochenende nicht da bin. Da sind nämlich Miss Universe Wahlen in Las Vegas!

An Las Vegas muss man sich erstmal gewöhnen und die Eigenheiten herausfinden. Um diese Zeit so kurz wie möglich zu halten, habe ich mal fünf wertvolle Tipps für den spontanten Las Vegas Besucher zusammengestellt, der den maximalen Spaß zum möglichst geringern Aufwand haben möchte:
1. Coupons Sammeln: An jeder Ecke werden einem irgendwelche Coupons mit Rabatte, freien Eintrittskarten oder VIP-Tickets verteilt. Auch wenn´s nervt, mitnehmen. Man weiß nie, was da gerade verteilt wird! So sind wir an kostenlose Tickets für den PURE-Club im Caesars gekommen (sonst $60 Eintritt!).
2. Fahren statt Laufen: zumindest im Sommer! Es ist einfach zu heiß und man sieht vom Auto wenigstens genauso so gut, da das Tempo auf dem Strip nicht sonderlich hoch ist. Die Infrastruktur ist dafür bestens ausgelegt. Jedes Hotel oder Einkaufszentrum hat ein eigenes Parkhaus mit kostenlosen "Self-Parking"-Zonen und im Hotel selber ist dann alles überdacht und klimatisiert. Es gibt also keinen Grund, bei 43 Grad in der Sonne herumzulaufen.
3. 1/2 Preis für fast alle Shows: Am gesamten Strip gibt es dutzende "Tix 4 Tonight" Offices, wo man mit über 50% Rabatt Tickets für die am selben oder nächsten Abend stattfindenden Shows kaufen kann. Wer also ein wenig spontan ist, kann hier wirklich gute Unterhaltung bekommen. Es gibt über 100 Shows jeden Abend und die sind fast alle klasse.
4. Kostenlose Getränke beim Spielen: Wer spielt, wird überall gut behandelt! Setzt euch aber trotzdem ein Limit, damit das Geld nicht zu früh ausgeht. Ich habe das Spielen eher  als Unterhaltung angesehen. Gewinnen ist Glückssache und ich hatte leider keins!
5. "Kleingeld": Prinzipiell gilt, Las Vegas ist teuer! Das mag auf dem ersten Blick auf die Hotelpreise nicht erscheinen, aber überall, wo man hingeht, wird die Hand aufgehalten. Daher fahrt nur hin, wenn ihr auch bereit seid, auch etwas auszugeben (Shows, Spielen, gutes Essen). Ansonsten kann es sehr langweilig werden!

Donnerstag, 19. August 2010

Road Trip - 3. Etappe: Grand Canyon

Der Grand Canyon war ein Erlebnis der ganz besonderen Art. Trotz zahlreicher Hochglanzfotos in Touristenmagazinen und der Behandlung des Naturwunders im Englischunterricht ist die persönliche Erfahrung um einiges beeindruckender.
Am frühen Morgen nach unserer Rückkehr von der Bergtour sind wir gut ausgeruht in Albuquerque, New Mexico, gestartet und gegen 15 Uhr in Williams, Arizona, in unserem Hotel angekommen. Nach dem Einchecken und einer weiteren Stunde Fahrt in den Nationalpark standen wir dann am ersten Aussichtspunkt und kamen aus dem Staunen gar nicht mehr heraus. Bis zum Park sind wir durch relativ ebenes, leicht hügeliges Land gefahren und auf einmal standen wir vor einem 500 km langen, bis zu 20 km breiten und über 1000 m tiefem "Loch" aus rotem Fels. Das "Loch", oder Grand Canyon, ist so tief, dass man an den meisten Stellen den eigentlichen Verursacher dieses Naturschauspiels, den Colorado River, aufgrund der Tiefe gar nicht sehen konnte.
Wir sind dann entlang des South Rims mehrere Kilometer spaziert und haben etliche Aussichtspunkte passiert. Das Wetter war wolkig und angenehm kühl, so dass wir uns sehr wohl fühlten. Der Anblick war einfach grandios. Hier sind einige Eindrücke:
Arizona - the Grand Canyon State
Grand Canyon - grandiose Aussicht
Hinter mir geht es bis zu 1000m steil hinab
Der Grand Canyon ist durschnittlich 16 km breit, 500 km lang und über 1000m tief
Einer der zahlreichen Aussichtspunkte entlang der Felskante
Gegen Sonnenuntergang haben wir uns auf der Rückfahrt noch den IMAX-Film über den Grand Canyon angeschaut und dadurch noch ein paar Bilder zu sehen bekommen, die man nur erhält, wenn man direkt hineinspaziert. Das haben wir aus Zeitgründen nicht gemacht. Eine durchschnittliche Route vom South zum North Rim würde drei Tage dauern: ein Tag hinunter, und zwei Tage wieder hinauf! Nach der Rückfahrt zum Hotel in Williams haben wir den Abend in einem der Western-angehauchten Restaurants bei Country Music in Williams ausklingen lassen.
Am nächsten Tag wollten wir uns dann noch den Westteil des über 500 km langen Nationalparks anschauen. Dazu kam es allerdings nicht, denn wir hatten nicht mit den unverschämten Geschäftspraktiken der Hualapi-Indianer gerechnet. Nach US-Recht dürfen sie entscheiden, wer, wie und wohin fährt - von Bewegungsfreiheit also keine Spur! Sie zwingen einen also, das Auto auf ihrem Prakplatz stehen zu lassen und mit einen ihrer Busse zu den Aussichtsplattformen zu fahren. Das günstigste Paket war dabei 70 Dollar pro Person! Das sahen wir nicht ein und sind wieder gefahren, was doppelt ärgerlich ist, da wir zuvor bis zu 20 Meilen Schotterpiste durchfahren haben. Ihre Strategie geht jedoch auf, weil sie das Grand Canyon-Gebiet verwalten, welches am nächsten zur Touristenhochburg Las Vegas liegt.
30 km auf dieser Schotterpiste war selbst für meinen Explorer kein Vergnügen
Wir sind dann weiter entlang der historischen Route 66 gen Las Vegas gefahren. Auf dem Hinweg dahin "mussten" wir natürlich aus bei dem berühmten Hoover Dam halten. Nach ein paar Schnappschüssen sind wir dann aber auch weiter nach Las Vegas gefahren. Mein Eindruck von dieser Etappe ist, dass es immer touristischer wird. Seit dem Grand Canyon hat die Zahl enorm zugenommen. Im Vergleich dazu ist New Mexico, v.a. Santa Fe und die Taos-Berge, nahezu ein Geheimtipp.
Der Hoover Dam ist über 200 m hoch
Der angestaute Mead-See ist circa 170 km lang
Vor uns liegen jetzt zwei volle Tage Las Vegas, bevor es dann weiter nach San Francisco geht.

Montag, 16. August 2010

Road Trip - 2. Etappe: Wandern in New Mexico

Jetzt ist es amtlich: ich habe meinen ersten 4.000-er Berg bestiegen! Es ist ein klasse Gefühl, aber es hat auch einiges an Kraftanstrengung gekostet. Ich sitze gerade in meinem Motelzimmer in Albuquerque, der größten Stadt New Mexicos, und hinter mir liegen zwei Tage Wildnis in New Mexico´s höchsten Bergen.
Angefangen hat es mit unserem Besuch in Santa Fe. Nach unserer kurzen Altstadtbesichtigung am Abend sind wir am nächsten Tag in die 1,5-h entfernte Stadt Taos gefahren, die ein bekanntes Skigebiet in den USA ist. Auf dem Weg dahin haben wir noch in einem Pueblo, einem Indianerdorf, gehalten, wo noch heute Menschen leben.
Die Spanier haben die Indianer zum Katholischen Glauben bekehrt
Diese Häuser sind auch heute noch bewohnt
Nach unserer Ankunft in Taos hatten wir nur einen Plan: New Mexico´s höchsten Berg besteigen, den Wheeler Peak (4011 m). Zugegeben, wir sind relativ unbedarft an die Sache herangegangen, vor allem von der Zeitplanung her. Aufgrund der Anfahrt von Santa Fe brachen wir erst am späten Nachmittag auf. Die Besteigung bestand aus zwei Etappen. Erst ging es von circa 3100 m auf 3350 zum malerischen Bergsee Williams Lake, was 45 min dauerte. Der 3 km-Anstieg war noch relativ einfach, obwohl wir schon hier die Auswirkung der Höhenluft deutlich zu spüren bekamen. Es war jedoch nichts im Vergleich, was danach kam. Auf einer Strecke von weiteren 3 km ging es weitere 700 m in die Höhe. Der Anstieg hier war der steilste, den ich bisher gemacht habe und er dauerte nochmal 2,5 h, mit Pausen quasi alle 5 Minuten. Gegen 17:30 Uhr waren wir dann endlich oben und wir mussten uns beeilen, weil bereits ein paar schwarze Regenwolken aufkamen. Glücklicherweise regnete es letztendlich nicht, sondern die Sonne kam heraus, als wir auf der anderen Seite des Berges noch bis zur Baumgrenze (weitere ca. 4 km) hinunterliefen. Gegen 19 Uhr haben wir uns dort dann einen Platz zum Zelten gesucht und sind relativ schnell eingeschlafen. Die Nacht war leider sehr regnerisch, aber das Zelt hat durchgehalten. Am nächsten Morgen sind wir um 7 Uhr losgelaufen und gegen 11 Uhr wieder an unserem Parkplatz angekommen.
Letzte Vorbereitung vor dem Wildnisabenteuer
Am Williams Lake, die erste Etappe zum Gipfel
In 4.011 m Höhe - nach einem harterarbeiteten Aufstieg
Auf dem Weg hinab ins Tal
Campen mitten im Wald
Und wenn man mal Heimweh hat, kommt ein Bayerisches Restaurant daher!
Das persönliche Highlight nach diesen 22 Stunden in der Wildnis war ein deftiges Wiener Schnitzel in dem einzigen Restaurant weit und breit: einem Bayerischen! Was für ein toller Ausklang eines Erlebens der Wildnis in New Mexico. Das tollste war, dass wir stundenlang durch die Berge gelaufen sind und keinen einzigen Menschen getroffen haben. Die Natur war richtig schön und die Anstrengungen haben sich gelohnt.

Road Trip - 1. Etappe: College Station - Santa Fe

Nach einem kurzen, aber sehr intensiven Sommersemester geht es nun in die zweite Runde des USA-Erkundung. Doch anstelle eines Flugzeuges oder anderer öffentlicher Verkehrsmittel, wie Bus oder Bahn, geht es diesmal mit dem eigenen Auto nach Westen, einer Region, die weniger durch Metropolen, als durch Natur und weite, unbewohnte Landstriche besticht.
Am 13. August um 9:45 Uhr sind Junaid und ich in College Station aufgebrochen. Die erste Etappe belief sich auf 820 Meilen oder 1.300 Kilometer und führte in die Hauptstadt von New Mexico, Santa Fe. Aufgrund der Geschwindigkeitsbegrenzungen von höchstens 70 Meilen pro Stunde (ca. 110 km/h) und dem Wunsch, die Landschaft zu erleben, haben wir diese Etappe in zwei Tagen absolviert. Zwischenstopp war die texanische Stadt Lubbock, die Heimat der 30.000-Studenten Uni Texas Tech und Zentrum des größten Baumwollanbaugebiet der Welt.
Baumwollfelder so weit das Auge reicht
In West-Texas gibt es dutzende, ziemlich große Windparks
Diese Ölpumpstationen arbeiten heute noch
Auf dem Weg dahin haben wir nach ca. 4h Fahrt kurz in der Stadt Abilene gehalten und das Museum Texas Frontier! besucht. Texas Frontier ist der Name der Gegend im äußersten Nordwesten Texas, wo die Expansion nach Westen durch die europäischen Siedler aufgrund der Vegetation und der ansässigen Commanche-Indianer besonders schwierig war. Zur "Verteidigung" der Siedler wurden Dutzende Forts, die U.S. Soldaten beherbergten, errichtet. Das Museum erzählt die Geschichte der Region anhand von mehreren Beteiligten, u.a. einer Siedlerfamilie, die über die Strapazen der ersten Ernte berichtet; einem Indianerhäuptling, der nach einem Treffen mit dem U.S. Präsidenten in Washington erkennt, dass ein Kampf gegen die Weißen aussichtslos ist; einem U.S. General; und einem Geschäftsmann, der mit der Büffeljagd ein Vermögen erwirtschaftete. Wenn man dann wieder ins Auto steigt und durch die unendliche Landschaft von Westtexas fährt, kann man nur staunen, wie innerhalb kurzer Zeit daraus das heutige Texas mit weltumspannenden Firmen, wie TI, Dell, oder ExxonMobil, und einem Urbanisierungsgrad der Bevölkerung von über 80% entstanden ist.
Die texanische Unabhängigkeitserklärung ist auch hier
Originalutensilien aus dem 19. Jahrhunderts - der Wilde Westen pur
Nach der Nacht in Lubbock sind wir wieder früh 9 Uhr aufgebrochen. Zwei Stunden später haben wir nach insgesamt über 10h Fahrt und 500 Meilen (800 km) die texanische Staatsgrenze erreicht. Kurz zuvor haben wir noch spontan bei einer Viehauktion gehalten, die gerade stattfand. Von der Auktion selbst bekam man selbst nicht mit, da das nur in einem stillen Raum mit dem Verkäufer selbst stattfindet. Dafür haben wir einmal sogenannte Stock Yards in Aktion gesehen. Das Vieh wird in verschiedene Zellen verteilt und dann kann man sich alles anschauen und die entsprechenden Nummern der Tiere notieren, die man gern kaufen möchte. Kommt der Kaufvertrag zustanden, werden die Tiere wieder in ein anderes Gatter getrieben, wo sie dann verladen werden. Das Ganze war ein ziemlich hektisches Treiben.
Der Viehhandel findet jeden Samstag statt
Schafe, Ziegen und Kühe haben wir gesehen
Der Grenzübertritt nach New Mexico war das erste Mal, das ich mit meinem eigenen Wagen aus Texas herausgefahren bin. Gleich danach hat sich auch die Vegetation stark verändert. Das Grün wurde weniger und die wenigen Bäume, die es noch gab, wurden auch immer kleiner. Am Ende hatten wir nur noch eine relativ trockene Grassteppenlandschaft um uns herum.
Irgendwo kurz vor Santa Fe
Inmitten dieser Landschaft haben wir auch hier wieder einen intellektuell wertvollen Zwischenstopp eingelegt, um ein wenig über die Region, die wir durchreisen, zu erfahren. Diesmal: das Bosque Redondo Memorial. Das Bosque Redondo ist ein ca. 100 qkm grosses Areal rund um den Ort Fort Sumner, in dem zwischen 1861-1863 500 Mescalero Apachen und 10.000 Navajos von ihren angestammten Gebieten in Arizona und West New Mexico vertrieben und hier in Ost New Mexico angesiedelt wurden. Diese Übersiedelung war dabei so brutal, dass beinahe 1.500 von ihnen auf dem Weg (ca. 800 km Entfernung!) dahin starben. Leider war das Bosque Redondo völlig untauglich zum Ackerbau und auch der durchlaufende Pecos-Fluss war so schmutzig, dass es kaum möglich war, dort ernsthaft sesshaft zu werden. Ihnen blieb jedoch keine Alternative, da sie von Soldaten der U.S. Armee, die im Fort Sumner stationiert waren, dort festgehalten wurden. Als sich die Lage drastisch verschlimmerte, haben die Apachen, von Natur aus ein Nomadenstamm, den Mut zur Flucht ergriffen. Sie sind allesamt in einer Nacht-und-Nebel-Aktion aufgebrochen und haben sich in verschiedene Richtungen zerstreut, damit die Armee sie nicht alle wieder aufgreifen kann. Diese Strategie war größtenteils erfolgreich. Als die Amerikaner erkannten, dass die Reservat-Strategie nicht aufging, haben sie 1868, sieben Jahre nach der Übersiedelung der ersten Apachen, einen Vertrag mit den verbliebenen Navajos, ein sesshafter, Ackerbau betreibender Stamm, ausgehandelt, indem sie ihnen ein Reservat auf ihrem ehemaligen Territorium zuwiesen, welches heute Gebiete in Arizona, New Mexico und Utah umfasst. Ihr ursprüngliches Gebiet wurde damit zwar um ein vielfaches verkleinert, aber sie hatten die Chance, wieder in ihrer gewohnten Umgebung zu leben. Heute gibt es im Bosque Redondo keine Navajos oder andere Indianer mehr. Für ca. 30 Jahre gab es fast keinen Menschen in dieser Region, bis ein paar westliche Farmer einen Weg gefunden haben, dieses Gebiet doch noch zu bewirtschaften.
Das Bosque Redondo Memorial - wo über 10.000 Indianer von 1861-1868 lebten
Die Überreste des Forts, mit dessen Hilfe die Indianer im Reservat gehalten wurden
Die Dame vom Empfang hat uns freien Eintritt gewährt, da wir kein Bargeld mit hatten
Nach dieser interessanten Geschichtserfahrung ging es wieder auf die Straße ins 2.000 m hoch gelegene Santa Fe, der ältesten Bundesstaatshauptstadt der USA. Santa Fe ist wirklich sehr schön und man kann wirklich behaupten, diese Stadt hat Flair. Alle Häuser sind in einem mexikanischen Tavern-Architekturstil gebaut. Die gesamte Altstadt, einschließlich Shopping-Center und Parkgarage müssen sich dieser Vorgabe beugen. Auch gibt es hier eine riesige Kunstszene mit Gallerien an jeder Ecke und über fünf weltweit bekannten Kunstmuseen. Sie wurde dafür sogar von der UNESCO zur Creative City erhoben. Auch die Landschaft mit den umliegenden Ausläufen der Rocky Mountains machen diese Gegend zu einem schönen Ort.
Franz von Assissi Kathedrale in Santa Fe
Sogar das Parkhaus muss sich dem Architekturstil unterwerfen
Altstadt von Santa Fe
Viele dieser Museen sind etwas außerhalb auf dem sogenannten Museum Hill angesiedelt, was uns anfangs ein wenig verwirrte. Da wir keinen blassen Schimmer hatten, wo das Zentrum der Stadt war, haben wir in unserem Navigationsgerät einfach ein Museum als besonderen Ort ausgewählt, in dem Glauben, dort auch noch andere Sehenswürdigkeiten zu finden. Das war allerdings nicht der Fall und letztendlich fanden wir uns auf einer Veranstaltung des Kinderbuchautors Joe Hays wider, der gerade einer gespannten Familienmenge Kindergeschichten erzählt hat. War schon witzig, aber nach der ersten Geschichte sind wir wieder gegangen. Im zweiten Anlauf haben wir die Altstadt gefunden.
Kinder-Geschichtenerzähler an einem Freitag Abend in Santa Fe