Freitag, 8. April 2011

Texas A&M ist National Champion

Diese Woche wird in die Geschichte der Universität eingehen. Zum ersten Mal seit 1939 hat Texas A&M University einen nationalen Wettbewerb in einer der drei großen Sportarten (dazu gehören Football, Basketball und Baseball) gewonnen! Mit einem phänomenalen 76:70-Sieg über Notre Dame holte unser Frauen-Basketball-Team am 5. April 2011 den Titel: NCAA National Champion 2011!
Die Frauen von Texas A&M kamen durch einen Sieg gegen Baylor University in die Runde der letzten Vier ("Last Four"), die in Indianapolis ausgetragen wurde. Das Halbfinalspiel gegen Stanford University war dabei das wahrscheinlich spannendste überhaupt. Mit nur 19 verbleibenden Sekunden warf Tyra White den entscheidenden Korb zum 63:62 Endstand! Damit hatte vor dem Spiel keiner gerechnet.
Auch im Finale galt Notre Dame, die 2001 den Titel zum letzten Mal gewannen, als Favoriten bei allen Analysten und Wettbüros. Es kam aber anders: In einer starken ersten Hälfte der Halbzeit errangen die Aggies einen Vorsprung von 14 Punkten, der jedoch bis zur Pause wieder in einem Rückstand von 33:35 endete. Erst in der zweiten Halbzeit meldeten sich die Aggies zurück, vor allem durch Danielle Adams, die in der zweiten Halbzeit 22 Punkte (von 30 im gesamten Spiel) warf!
Der Siegerpokal für das Texas A&M Women´s Basketball Team (Foto: Texas A&M University)
Dann stand das Ergebnis fest und in der Business School - wo ich mich gerade befand - gingen die Jubelstürme los! Am Tag darauf gab es einen Riesenempfang in der Reed-Arena!
Glückwunsch an das Frauenbasketballteam 2010-11 von Texas A&M!
Die Siegesfeier in der Reed Arena, College Station. In der Mitte: Coach Gary Blair (Foto: Texas A&M University)

Hier die Highlights des Finales (Der Jubel beginnt ab 3:03 Minuten)

Samstag, 2. April 2011

Der spendende Amerikaner

Wie die Idee des Slogans "Life, Liberty and the Pursuit of Happiness" unter den Amerikaner aufgefasst wird, erlebt man am Besten, wenn man sich mit einem Thema beschäftigt, das ein Grundpfeiler der amerikanischen Gesellschaftsform darstellt: private Spenden.
Dazu ein Erlebnis aus den letzten zwei Monaten: Über einen Zeitraum von vier Wochen rief die Organisation Breakaway Ministries, die jede Woche einen großen Studentengottesdienst in der Basketball-Arena organisiert, zu Spenden für zwei wohltätige Projekte auf, die Kinder in Indien aus der Prostitution und in Haiti aus der Sklaverei herauskaufen. Das erklärte Ziel waren $27.300, was reicht, um 5 indische und 30 haitische Kinder freizukaufen und ihnen bis zum Erwachsenenalter eine Unterkunft, Verpflegung und eine Schulbildung zu finanzieren. Das Ziel wurde bereits am ersten Abend erreicht! Bis zur 4. Woche sind insgesamt $107.800 eingegangen, was nun 150 Kindern hilft - und das Ganze aus der Tasche von ca. 4.000 Studenten (Twitter Breakaway)!
Die Spendenbereitschaft beschränkt sich nicht nur auf soziale Projekte im Ausland, sondern betrifft auch Bereiche, die wir in Deutschland eindeutig dem Staat zuordnen: Bildung.
Hier ein Beispiel von meiner Universität: Im Jahr 2009 hat Texas A&M University $107 Millionen an Privatspenden (ohne Unternehmen) erhalten. Ein Großteil davon fließt in den privaten Endowment Fund der Texas A&M Foundation, der 1953 aufgesetzt wurde und mittlerweile $1,2 Milliarden umfasst (Zahlen: Texas A&M Foundation). Die Rendite aus Investitionen mit Mitteln aus diesem Fond - immerhin 8% im letzten Jahr - wird an Texas A&M University ausgezahlt, um Stipendien, neue Gebäude, Ausrüstung usw. finanzieren. Ich finde das schon beeindruckend, wenn man bedenkt, dass die Alumni diese Mittel freiwillig trotz der bereits gezahlten Studiengebühren aufbringen! Der gesamte Endowment Fund von Texas A&M University (mit anderen Geldquellen) ist übrigens $5,0 Milliarden schwer und gehört damit zu den 12 größten Universitäts-Fonds der USA (Ranking: NACUBO)!
Ed Davis (links) und Bob Surovik (rechts) übergeben Texas A&M Präsident Bowen Loftin (Mitte) einen $59 Million Scheck für die Universität am 24. September 2010 (Bild: Texas A&M Foundation)
Gesamtwirtschaftliche Zahlen belegen die überdurchschnittliche Spendenbereitschaft der Amerikaner ebenfalls. Nach Angaben des Online-Magazins "The American" spendet jeder Amerikaner jährlich $1.000 für wohltätige Zwecke. Das ist weltweit spitze!
Gründe sind wohl im gesellschaftlichen Selbstverständnis der USA zu suchen. Vor allem im konservativen Süden dominiert die Aversion gegenüber einem zu dominanten Staat und die Überzeugung, dass viele Leistungen in privater Hand wesentlich besser erbracht werden können als in staatlicher Führung. Dies belegt auch die o.g. Studie. Die Wahrscheinlichkeit, dass eine religiös geprägte Person spendet ist um 25% höher als bei einer nicht-religiösen Person und konservative Haushalte geben im Schnitt 30% mehr als liberale Haushalte.
Allerdings geschieht dies nicht allein aus reiner Nächstenliebe. Die scheinbar "selbstlose" Zuwendung wird keineswegs unter vorgehaltener Hand überwiesen, sondern der Geber kann je nach Höhe mit unterschiedlichen Graden gesellschaftlicher Anerkennung rechnen. Quasi alle öffentlichen Plätze, Universitäten, Museen, Opern und Theater in den USA sind gepflastert mit Namen von Spendern für die jeweiligen Einrichtungen. In meiner Business School, beispielsweise, hängen im Foyer unzählige Namensschilder (mal größer, mal kleiner), die darauf hinweisen, wem man das Gebäude zu verdanken hat. Darüber hinaus trägt jeder Flur, Vorlesungssaal, Klassen-, Gruppen- oder sonstiger Nebenraum einen anderen Namen, je nachdem wer seine Finanzen zur Verfügung gestellt hat. Das gilt sogar für Parkbänke oder gesamte Parks in Städten, wie Houston oder Dallas.
Aus dieser Tatsache heraus wird wahrscheinlich die erste "Einladung" zum Spenden an die Texas A&M University nicht lange auf sich warten lassen ;-)
Eingang Mays Business School: Wanddekoration mit Hinweisschildern von namhaften Spendern (mit noch "freien" Plätzen)