Samstag, 18. Dezember 2010

Graduation - erster Abschluss geschafft

Heute ging ein wesentlicher Abschnitt meines texanischen Studiums zu Ende: ich habe den MBA abgeschlossen! 17 Monate Studium liegen hinter mir und es war eine unglaublich einprägsame Zeit. Ich kann es kaum fassen, wie schnell alles verging und was ich in solch einer kurzen Zeit alles lernen und erleben durfte. Von den ersten Tagen in der brütenden Hitze Texas´, über die Orientierungswochen, bis hin zu Roadtrips, Rundreisen, und dem Erleben eines typisch amerikanischen Campuslebens gab es eine umfassende Bandbreite an neuen Erfahrungen. Auch die Tatsache, dass ich bis zum Sommer 2011 noch den zweiten Master in Management Information Systems machen kann, spielt in die Freude dieses Abschlusses rein.
Die Feierlichkeiten zur MBA-Graduierung gingen über zwei Tage. Am ersten Tag hat das MBA-Programm-Büro eine Zeremonie veranstaltet, wo jeder Absolvent die Hood (s. Bild) von einem Professor angelegt bekam. Ich persönlich habe diesen Augenblick sehr genossen; war er doch der krönende Abschluss eines langen Prozess, der vor über zwei Jahren mit der Fulbright-Bewerbung im Mai 2008 begann. Im Anschluss an die Zeremonie gab es noch einen Empfang in Business School, bevor es dann in den Pebble Creek Country Club ging, wo wir ein festliches Mittagessen einnahmen. Diese Veranstaltung war dann auch der Zeitpunkt, wo es hieß, Abschied zu nehmen, da die meisten den zweiten Tag nicht mehr begangen haben.
Prof. Wesson hängt mir meine Hood um
Ein Abschlussfoto mit dem Term 1-"Dream Team"
Scott und ich bei dem Abschlussessen im Pebble Creek Country Club
Viele tolle Leute aus meiner MBA-Abschlussklasse
Am zweiten Tag fand die offizielle universitäts-weite Abschlusszeremonie statt. Erst an diesem Tag haben wir unsere Zertifikate erhalten. Dazu mussten wir uns früh in einem Nebenraum alle aufstellen und dann mit ca. 500 anderen Studenten in die Reed Arena marschieren, wo wir dann nach einer kurzen Rede des Unipräsidenten Dr. Loftin der Reihe nach aufgerufen wurden. Auf der Bühne erhielten wir dann die Rolle mit dem Zertifikat darin. Diese gesamte Zeremonie dauerte über 2 Stunden. Viele meiner Kommilitonen wollten sich das nicht antun und ließen es sich zuschicken. Nur 20 von uns haben uns für die persönliche Übergabe entschlossen. Ich für meine Seite habe dies nicht bereut. Es war ein schönes Gefühl und ein krönender Abschluss aus dem MBA-Programm.
Aufreihen vor dem Erhalt des MBA-Zertifikates
Rede von Universitätspräsident Dr. Loftin
Offiziell: MBA
Jetzt fahre ich erstmal in die Weihnachtsferien und melde mich wieder nach meiner Rückkehr am 17. Januar 2011. Bis dahin, Frohe Weihnachten und einen Guten Rutsch ins Neue Jahr 2011!

Montag, 15. November 2010

Internationales Wochenende

Eine Woche nach meinem New York-Ausflug stand dieses Wochenende ganz im Lichte der Internationalität. Am Freitag war ich auf einer Party von einer iranischen Freundin eingeladen, deren Schwester Geburtstag feierte. Es war das erste Mal für mich auf einer iranischen Party und ich muss echt sagen, da war Stimmung in der Bude! Manche Musikstücke erinnerten mich stark an Bollywood, aber es gibt auch einige iranische Lieder, zu denen man sehr gut tanzen kann.
Am Tag danach fand das Brazos Valley Worldfest statt. Dies ist eine Veranstaltung, auf der sich internationale Organisationen und Länder präsentieren können, um so die kulturelle Vielfalt im Brazos County (wo Bryan und College Station liegt) darzustellen. Da haben wir uns als Fulbright Students´ Association mit eingereiht und die Gelegenheit genutzt, mit Leuten aus der Region in Kontakt zu kommen. Als Höhepunkt hatten wir eine Weltkarte bereit, auf der alle unsere Herkunftsländer eingezeichnet waren und wo die Besucher einen Pin dorthin setzten konnten, wo sie ursprünglich herkamen. Am Ende des Tages hatten wir fast alle Länder einmal durch!
Die Weltkarte: blau - die Besucher, orange - Herkunftsland von unseren Fulbright-Mitgliedern
 Unser linker Ausstellungstisch mit Souvenirs aus aller Welt
Das Team der letzten "Schicht" ;)
Der Sonntag Abend stand dann wieder im Zeichen der kulturellen Vielfalt, diesmal im kulinarischen Sinne. Für meine MBA-Kommilitonen habe ich das "MBA International Dinner" organisiert, wo jeder Student teilnehmen konnte und jeweils ein Gericht aus seinem Land oder Region mitbringen sollte. Darüber hinaus haben einige eine kurze Präsentation über ihr Land gehalten, so auch ich über Deutschland. Es kamen ca. 40 Leute und wir hatten eine breite Palette an Essen von texanischen Spare Ribs, über deutsche Spätzle bis hin zu indischen Biryani-Reis und belgischen Waffeln!
Am Buffet des MBA International Dinner
Meine Kurzpräsentation über Deutschland
(Für Jemanden, der mal in einer ähnlichen Situation ist, hier der Link auf Youtube)
 Indische Tracht auf dem MBA International Dinner

Montag, 8. November 2010

Deutsche MBA Konferenz in New York

Auch in diesem Jahr bin ich wieder zur German MBA Conference gefahren, die dieses Mal in New York stattfand. Nach einer etwas längeren Fahrt vom Flughafen LaGuardia nach Manhattan traf ich mich mit ein paar Bekannten vom letzten Jahr, die in New York arbeiten und mich netterweise in den kommenden zwei Nächten beherbergten. Zusammen sind wir dann zur Konferenz gegangen, die mit einem Empfang im Waldorf-Astoria-Hotel begann. Am nächsten Tag standen dann Podiumsdiskussionen und Keynote Speaches von u.a. Dr. Notheis, CEO Morgan Stanley Deutschland, und Dr. Veith, CEO BCG Deutschland statt, die allesamt sehr interessant waren. Am Nachmittag haben sich dann einzelne Unternehmen vorgestellt. Am Abend waren wir alle eingeladen zu einem erstklassigen Essen im Club 21 und sind im Anschluss noch etwas trinken gegangen. Am Sonntag  klang das Wochenende bei einem gemütlichen Brunch nahe der New York University aus. Ich bin dann noch mit jemanden eine Runde in Downtown spazieren gegangen, habe mir u.a. den aktuellen Baustand des neuen Freedom Towers angeschaut. Die Fahrt zurück zum LaGuardia-Flughafen war dann nochmal herausfordernd, da aufgrund des zuvor stattfindenden New York Marathons der Bus von der U-Bahn-Station zum Flughafen gecancelled wurde. Nach einigem Hin und Her habe ich dann das Taxi genommen, das überraschenderweise gar nicht so teuer war, wie befürchtet. So bin ich noch gerade rechtzeitig zum Flieger nach Houston gekommen.
Alles in Allem war es ein klasse Wochenende mit vielen neuen Kontakten und interessanten Gesprächen. Ich muss dem Organisations-Team wirklich ein Kompliment machen, dass sie auch so viele Firmen und Vertreter ins Boot holen konnten. Schade, dass es dieses Jahr wohl das letzte Mal gewesen ist, dass ich teilnehmen konnte!
 Im Foyer des Waldorf-Astoria-Hotels, New York
Die Columbia University, Veranstaltungsort der German MBA Conference 2010

Samstag, 23. Oktober 2010

Wahlkampf in Texas

Alle zwei Jahre gibt es Wahlen in den USA, unter anderem in diesem Jahr! Am 2. November werden die Sitze des Repräsentantenhaus, 1/3 des Senats und unzählige regionale Positionen neu besetzt. Die Wahl gilt als richtungsweisend für die Wiederwahl des derzeitigen US-Präsidenten Barack Obama´s 2012 und hat entscheidenden Einfluss auf seine Handlungsfähigkeit in den verbleibenden zwei Jahren seiner Amtszeit. Derzeit halten die Demokraten 59 der 100 Sitze im Senat und 255 der 435 Sitze im Repräsentantenhaus (218 notwendig für Mehrheit), eine gute Basis also, um politische Entscheidungen in Gesetzesform zu bringen. Aktuelle Umfragen (z. B. New York Times) sagen jedoch voraus, dass die Demokraten die Mehrheit im Repräsentantenhaus verlieren werden und im Senat - wo 37 der 100 Senatoren zur Wahl stehen - wird es ein knappes Rennen. Die Situation ist hier ein wenig günstiger für die Demokraten, da von den 63 verbleibenden Senatoren 40 Demokraten, aber nur 23 Republikaner sind. Wer mehr über die aktuelle Kongresswahl erfahren möchte, dem kann ich die sehr gut aufbereitete Seite der New York Times empfehlen.
Derzeitiger Umfragestand der Wahlen für das Repräsentantenhaus: rot - Republikanisch, blau - Demokratisch, gelb - unentschlossen (Quelle: New York Times)
Die wirtschaftliche Situation und die Politik Obamas bezüglich Gesundheitsreform, Haushaltsdefizit etc. sind die dominierenden Themen. Es ist zwar eine sichere Logik, das die ersten Kongresswahlen nach der US-Präsidentenwahl meist negativ für den amtierenden Kandidaten ausfallen, diesmal ist die Situation jedoch um einiges verschärfter. Sollten die Demokraten die Mehrheit in beiden Kammern verlieren, kann das den politischen Stillstand bedeuten.
Texas hat 32 Sitze im Repräsentantenhaus (2. nach Kalifornien), davon 12 Demokraten und 20 Republikaner. Die beiden texanischen Senatoren stehen in diesem Jahr Jahr nicht zu Wahl.
Dafür gibt es eine regionale Wahl, nämlich die des Gouverneurs! Der derzeitige Amtsinhaber heißt Rick Perry und ist ein Absolvent der Texas A&M University. Er folgte im Jahr 2000 George W. Bush, der damals US-Präsident wurde, und ist durch seine Bestätigungen in den Jahren 2002 und 2006 seit 10 Jahren im Amt. Er tritt dieses Jahr wieder an und hat einen guten Vorsprung von ca. 10 Prozent auf seinen demokratischen Herausforderer Bill White, der bis Januar diesen Jahres sechs Jahre lang Bürgermeister von Houston war.
In Berührung mit dieser Wahl bin ich gestern eher zufällig gekommen. Auf dem Dach der Corner Bar wollte ich eigentlich mit ein paar Kommilitonen nach einer anstrengenden Woche das Wochenende einleiten, als sich herausstellte, dass der demokratische Gouverneurskandidat Bill White hier eine Wahlkampfveranstaltung abhalten wird. Wir sind geblieben, obwohl die Mehrheit meiner Kommilitonen eher republikanisch eingestellt ist. Im Gegensatz zu mir haben sie jedoch auf die Annahme  zahlreicher Merchandising-Utensilien verzichtet. Ich als neutraler Austauschstudent habe es mir aber nicht nehmen lassen, eine Foto mit dem Kandidaten zu bekommen. Die Veranstaltung war relativ kurz. Bill White kam gegen 18 Uhr in der Corner Bar an und hat sich dann eine Viertel Stunde lang Zeit genommen, Hände zu schütteln und mit den Leuten ins Gespräch zu kommen.
 Bill White, der demokratische Kandidat für das Amt des Gouverneurs von Texas
Bevor Bill White das Mikrofon ergriff, spielte noch eine Country-Band. In seiner Rede kam meines Erachtens nicht viel Inhalt rüber. Er fokussierte sich sehr auf seinen Kontrahenten. Die Stimmung in Texas ist aber eher nicht auf einen Wechsel eingestellt. Die Arbeitslosigkeit ist geringer als der Durchschnitt (8,1%, US: 9,6% im September) und im vergangenem Jahr entstanden zusätzlich 129.000 neue Jobs - mehr als in jedem anderen Staat. Texas ist ein Schwergewicht in den USA. Nach Kalifornien hat es das zweithöchste Bruttoinlandsprodukt und wäre Texas ein eigenes Land, würde es die 11.-größte Industrienation sein. Der Staat ist außerdem Hauptsitz der meisten S&P 500 Unternehmen in den USA. Allerdings gibt es auch Probleme, z.B. ein Haushaltsdefizit von 18 Milliarden Dollar, das erst in diesem Jahr so richtig offenbar wurde und ein entscheidendes Thema im Wahlkampf ist. In diesem Zusammenhang prangerte Bill White die Kürzungen in den Budgets der öffentlichen Universitäten in Texas an, was in einer Stadt wie College Station natürlich super sitzt.
Auch wenn es so scheint, dass Bill White wenig Chancen hat, ist die Annahme eines Sieges von Rick Perry nicht 100%-ig gegeben. Denn, dass Texas ein durch und durch republikanischer Staat ist, stimmt so nicht. Seit 1845 gab es 47 Gouverneure in Texas, von denen nur neun keine Demokraten waren. Von 1874 bis 1979 gab es sogar über 100 Jahre durchgehend demokratische Gouverneure. Danach von 1979 bis 1995 gab es alle vier Jahre einen Wechsel von Demokraten und Republikanern. Lediglich in den letzten 15 Jahren ist Texas ohne Unterbrechung in republikanischer Hand. Die Wahrscheinlichkeit eines Sieges von Bill White ist daher nicht ausgeschlossen. Der Abstand variiert je nach Meinungsumfrage zwischen 5 und 11%[1].
Nach insgesamt 45 Minuten war die "Show" vorbei und wir konnten dann endlich in Ruhe unser Bier trinken ;-)
Ein paar "Souvenirs" aus dem texanischen Gouverneurs-Wahlkampf 2010

Sonntag, 3. Oktober 2010

Studienalltag im Herbstsemester 2010

Seit Ende August ist das Semester nun schon voll im Gange und ich bin durch eine Reihe an Aktivitäten durchaus ausgelastet. Mit diesem Beitrag möchte ich euch einen Einblick in meine Aktivitäten in diesem Semester geben, als Veranschaulichung, wie ein "normales" Campusleben in den USA aussehen kann.
Überblick
Neben dem Abschluss meines MBA-Studiums am Ende dieses Semesters, absolviere ich bereits Kurse für meinen zweiten Abschluss, dem Master of Science in Management Information Systems (kurz: MS MIS). Außerdem arbeite ich seit September noch als Graduate Assistant für einen Professor und bin involviert als President der Fulbright Students´ Association, sowie als Vice President International bei der Mays MBA Association. Ich habe also gut zu tun!
MBA Kurse
Da ich im ersten Jahr bereits den Großteil meiner MBA-Creditpoints abgeleistet habe, stehen in diesem Semester nur noch zwei Kurse auf dem Plan: International Business und das Business Consulting Projekt. International Business ist ein Kurs, der auf dem Strategiekurs des vergangenen Jahres aufbaut und ihn durch die internationale Perspektive ergänzt. Mir gefällt er außerordentlich gut, da Internationalität quasi mein Leben ist und es mir als einziger EU-Bürger in der Klasse Freude macht, meinen Kommilitonen auch von der anderen Seite des Atlantiks zu erzählen.
Das Business Consulting Projekt ist ein besonderer Bestandteil des Programms, der dazu dient, die während des gesamten MBA´s erlernten Konzepte, Vorgehensweisen und Methoden in einem realen Fall anzuwenden. Ich bin im Global Operations Management der Firma Dell eingesetzt und reise dazu durchschnittlich alle zwei Wochen, meist freitags, in das beschauliche Städtchen Round Rock, Texas, wo Dell´s Unternehmenszentrale ist. Dell hat eine große Bedeutung für diese Region. 1984 von Michael Dell gegründet ist Dell derzeit der drittgrößte Computerhersteller der Welt und beschäftigt 16.000 Menschen in Round Rock, einer Stadt mit 100.000 Einwohnern. Nach mehreren Erfahrungen auf der Softwareseite der IT-Industrie macht es mir großen Spaß, mal einen Hardwarehersteller kennenzulernen. Es ist auch eine klasse Gelegenheit, mach einem Jahr Abstinenz mal wieder ein Unternehmen von innen zu sehen.
MS MIS Kurse
Für den zweiten Master belege ich derzeit die beiden Kurse Business Process Management (BPM) und Enterprise Resource Planning (ERP). Wie in den USA üblich gibt es auch hier ständig Hausarbeiten, Gruppenprojekte und monatliche Examen. Neben der Theorie beinhalten beide Kurse Elemente, die eine praktische Anwendung finden.
Im ERP-Kurs managen wir am Ende des Semesters in einer SAP-Simulation (ERPSim von der HEC Montreal) ein komplettes Beispielunternehmen von der Marktanalyse, Vertriebsplanung, Beschaffung über die Produktionsplanung und Warenhausmanagement bis hin zum Verkaufsprozess, der Finanzbuchhaltung und dem Controlling. Das wird sicher spannend. Ich habe bereits in meiner Vergangenheit eine Reihe an Unternehmensplanspielen mitgemacht. In diesen wurden die Entscheidungen jedoch in einer relativ einfach gehaltenen Software eingeben. Dieses Planspiel jedoch, verlangt das gesamte Management via SAP.
Das MS MIS Computerkabinett
Im BPM-Kurs besteht unser Abschlussprojekt aus der Analyse und Verbesserung eines Prozesses bei einem realen Beispielunternehmen aus der Region. Ich bin auf jeden Fall begeistert von diesen praktischen Anwendungen, aber gleichzeitig bedeutet es auch eine Menge Arbeit.
Job: Graduate Assistant - Teaching
Seit September helfe ich einem unserer renommierteren Fakultätsmitgliedern Dr. Rogelio Oliva, Professor für Operations Management, auf 10h/Woche-Basis bei der Durchführung seiner EMBA und MBA-Kurse. Dr. Oliva ist ursprünglich aus Mexiko, hat seinen Doktortitel am MIT gemacht und dann eine zeitlang an der Harvard Business School gelehrt, bevor er an die Texas A&M University wechselte. Die Aufgaben sind meist administrativer Natur. Ich bin aber auch dafür zuständig, Studenten bei inhaltlichen Fragestellungen in seinen Kursen weiterzuhelfen. Die Möglichkeit hat sich passend ergeben und ich bin sehr dankbar für diese Erfahrung.
Engagement bei Studentenorganisationen
Nach meiner Wahl zum Präsidenten der Fulbright Students´ Association (FSA) im April und der begleitenden Unterstützung unserer neu ankommenden Fulbrighter im Sommer haben wir die ersten Events des Semesters veranstaltet. Zum einen haben wir uns auf der Campus-weiten Messe neben 800 (!) anderen Studentenorganisationen präsentiert und zum anderen ein Kennenlerngrillen für unsere Mitglieder veranstaltet. Für die "Erstsemester"-Fulbrighter war dies eine klasse Gelegenheit, mit anderen Fulbrightern in Kontakt zu kommen.
Unser Tisch der Fulbright Students´ Association bei der Studentenorganisationsmesse
Wir sind eines der buntesten Organisationen auf dem Campus. Unsere 60 Mitglieder kommen aus über 30 Ländern, sind Doktoranden, Master- und Bachelorstudenten und es ist im Prinzip jede Fachrichtung vertreten. Am 24. September 2010 wurde uns dann noch eine besondere Ehre zuteil. Als Delegierter von nur 25 ausgewählten Studentenorganisationen war ich eingeladen, bei der Prozession der 2010 Academic Convocation, einer Art Generalversammlung der Universität, mitzumarschieren und dann der Versammlung beizuwohnen. Grund war die Einführung unseres neuen Universitätspräsidenten Dr. Loftin in sein Amt. Ich fand es dabei amüsant, wie alle Delegierten in ihren schwarzen Roben marschiert sind - außer ich, da ich noch keinen Abschluss in den USA erworben habe. Ich kam mir vor wie bei Harry Potter!
Die Prozession zur 2010 Academic Convocation auf dem Military Walk der Texas A&M University
Bei der MBA Association kümmere ich mich um die Belange der internationalen Studenten und helfe mit bei der Vorbereitung der Tailgates bei den Footballspielen. Dies nimmt etwas weniger Zeit in Anspruch und ist eine gute Gelegenheit, mit den Kommilitonen, die nun über mehrere Wahlkurse verstreut sind, in Kontakt zu bleiben.
Zusammenfassung
Das Semester ist damit gut ausgelastet und spannend wird es, wenn die Zeit der finalen Examen beginnt. Nichtsdestotrotz, mir geht es prima und es ist auch noch genug Zeit da, mal abends wegzugehen oder mich um einen Praktikumsplatz für nächsten Sommer zu kümmern (dazu mehr, wenn das geklärt ist)!

Freitag, 17. September 2010

Semesterstart in College Station

Neues Semester, neues Glück! Diesmal jedoch zusammen mit meinem Dad! Nach unserer relativ zügigen Rückfahrt von Kalifornien nach Texas musste ich gleich am Montag Morgen in die Vorlesung und er kam mit!
In den darauffolgenden zwei Wochen bekam er dann das volle Programm des Studentenlebens an der Texas A&M University mit:
  • Vorlesung: International Business
  • Piano Bar am Mittwoch
  • Frauenfußballspiel am Freitag (was Texas A&M 5:1 gewann)
  • Üben der Texas A&M Fanrufe (Yell Practise) zusammen mit 25.000 anderen Teilnehmern Freitag Mitternacht
  • Football-Spiel und Tailgate (Grillen) am Samstag (Texas A&M gewann 48-7)
  • Silver Taps: Gedenken an die verstorbenen Studenten jeden ersten Dienstag im Monat um 22:30 Uhr mit 21 Salutschüssen auf dem Campus
  • Semesteranfangs-Dinner mit allen MBA-Studenten
Freitag 24 Uhr: Yell Practice zusammen mit 25.000 Kommilitonen ;-)
 Nach dem siegreichen Footballspiel wurde der Platz "gestürmt"
Außerdem standen Erkundungsfahrten nach San Antonio und Austin, sowie Houston und Galveston, auf dem Plan. Leider hatte ich durch meinen etwas ungünstigen Stundenplan nicht immer Zeit, überall mitzukommen. Die wichtigsten Orte habe ich aber persönlich gezeigt!
Darunter ein Ort, den ich bei vorangegangenen Ausflügen noch nicht besucht habe: The Birthplace of Texas in Navasota. Circa eine halbe Stunde entfernt von College Station befindet sich der Platz, wo im Jahre 1836 die texanische Verfassung ausgearbeitet wurde. Noch während der verlustreichen Allamo-Schlacht in San Antonio haben die Texaner ihre Unabhängigkeit von Mexiko erklärt und die Verfassung quasi auf der Flucht von den mexikanischen Truppen weiter im Landesinneren ausgearbeitet. Erst nach der siegreichen San Jacinto-Schlacht bei Houston im April 1836 war die Unabhängigkeit aber auch faktisch besiegelt. All das wird in einem Museum gezeigt! Das sehr einfach gehaltene Tagungsgebäude kann man als Nachbau besichtigen.
Vor dem Tagungsgebäude, wo 1836 die texanische Verfassung ausgearbeitet wurde - das Haus hatte wirklich keine Fenster!
Gefunden im Museum: So sieht Texas die Welt ;-)
Auf dem Weg dorthin wurden wir noch von einer Tornadowarnung überrascht. Das universitätsweite Notfallinformationssystem hat um 11:10 Uhr eine Warnung per SMS gesendet, dass ein hohes Tornadorisiko besteht und man sofort entsprechende Schutzräume aufsuchen soll. Da waren wir gerade im Auto unterwegs und mir wurde schon ganz mulmig. Wir sind dann an dem Museum angekommen und haben uns dort erstmal untergestellt, bis 11:30 Uhr die Entwarnung kam, dass die Gefahr vorüber ist. Dass die Warnung nicht ohne Hintergrund war, haben wir dann abends erfahren. In Dallas haben sich insgesamt vier Tornados gebildet und haben einiges an Sachschaden angerichtet.
Austin und San Antonio haben wir uns bei einem Ausflug mit Übernachtung angeschaut. Es war schön, mal wieder in diese beiden Städte zu fahren, eine Rundfahrt auf dem Riverwalk zu machen, das State Capitol anzuschauen und dazwischen shoppen in San Marcos.
In Austin: Musik ist das unumstrittene Motto der Stadt
Ein verchromtes Denny´s Restaurant in Austin - Amerika pur
Riverwalk Bootstour in San Antonio am 11. September 2010: ein dekoriertes Boot anlässlich des Gedenkens an die Opfer des WTC-Anschlags
Nach zwei Wochen in Texas und einem ausgiebigen Abschiedsabendessen in einem richtigen texanischen Steakhouse habe ich meinen Dad dann am Sonntag zum Flughafen in Houston gebracht, von wo er dann wieder den Heimweg angetreten hat.
Steak-Essen im Texas Roadhouse
Insgesamt war es eine schöne Zeit, auch wenn ich gut zu tun hatte, all meine Verpflichtungen und den Besuch unter einen Hut zu bringen. Jetzt bin ich mal an der Reihe, wieder in Deutschland vorbeizuschauen, was zur Weihnachtszeit der Fall sein wird!

Donnerstag, 2. September 2010

Road Trip - Zusammenfassung

Der Roadtrip ist zu Ende und es war eine großartige Erfahrung! Innerhalb von 17 Tagen habe ich eine Strecke von 4.808 Meilen = 7.738 km zurückgelegt und dabei ("lediglich") 5 US-Bundesstaaten besucht.
Die Route quer durch den Südwesten der USA
Ich habe Landschaften gesehen von saftigen Laub- und Mischwäldern bis hin zu Steinwüsten, Krüppelsträuchern, und Kakteen. Ich war im pazifischen Ozean baden, habe einen 4.000er Berg bestiegen, bin über die Golden Gate Bridge gefahren und habe viele tolle Leute getroffen. Es war eine abwechslungsreiche Reise und ich bin froh, dass ich sie gemacht habe. Erst jetzt habe ich ein Gefühl dafür, wie riesig und vielfältig dieses Land eigentlich ist. Ich kann jedem nur empfehlen, eine solche Tour einmal selbst zu machen. Es macht unglaublich Spaß - trotz oder vielleicht wegen der Geschwindigkeitsbegrenzungen!
Zum Schluss muss ich noch ein Lob für den treuesten Gefährten, meinem Ford Explorer, richten. Das Auto ist treu und brav die tausende von Kilometern durchgefahren! Echt super!
Ist ohne Macken durchgefahren: mein Ford Explorer
Interstate bei San Francisco
Die Highways waren die besten Strecken

Mittwoch, 1. September 2010

Road Trip - 7. Etappe: Los Angeles und Rückfahrt

Die Fahrt nach Los Angeles diente nicht nur dem touristischen Zweck, sondern beinhaltete auch den Plan, einen nahen Verwandten von uns wiederzutreffen, den wir schon seit geraumer Zeit nicht mehr getroffen haben. Zusammen mit meinem Vater haben wir also ein kleines Familientreffen veranstaltet und das natürlich mit einem umfassenden Sightseeing-Programm verbunden.
Noch lange nicht Beverly Hills, aber trotzdem sehr schön
Wiedersehen nach einer gefühlten Ewigkeit
Mittwoch Abend kamen wir pünktlich zum Feierabendverkehr in Los Angeles an. Ich habe schon einige schlimme Geschichten über den Verkehr in LA gehört und ich muss sagen: sie stimmen, wie sich vor allem dann auf der Rückfahrt herausstellt! Unserer Verwandter wohnt in einer niedlichen Nachbarschaft von Beverly Hills. Der Hollywood Boulevard war gerade mal 7 Minuten mit dem Auto entfernt. Man hatte eine schöne Sicht auf die Skyline von Downtown, die relative zeitnah erreicht werden kann. Was will man mehr? Wenn man nicht in der Hauptverkehrszeit fährt, ist man in 10 Minuten am Strand von Santa Monica. Und ein kleines Stück bergaufwärts führt ein kleiner Wanderweg zu den Buchstaben des Schriftszugs "Hollywood". Die University of Southern California (USC), der Arbeitsplatz unseres Verwandten, liegt auf dem Weg nach Downtown. Es ist daher kein Wunder, dass wir uns all diese genannten Plätze angeschaut haben und damit einen guten Einblick in die Stadt erhielten. Ob am Strand liegend, auf einer Dachterasse in Downtown einen Cocktail genießen, den Hollywood Boulevard entlangspazieren, den USC Campus besichtigen oder zu den Hollywood-Lettern wandern: es war ein abwechslungsreiches und eindrucksvolles Programm! Darüber hinaus hatten wir viel Zeit zum Erzählen und Austauschen untereinander.
Souvenirshop am Hollywood Boulevard
Vor dem Kodak Theatre auf dem Hollywood Boulevard
Chuck Norris: wohnt direkt bei mir um die Ecke in Navasota, TX
Auf dem Weg zum "Hollywood"-Schriftzug
Sonnenuntergang am Strand von Santa Monica
Auf einer Dachterasse in Downtown, Los Angeles
Nach zwei Tagen in LA sind wir Freitag Nachmittag schon wieder aufgebrochen, um den 2.250 km langen Heimweg von Los Angeles nach College Station anzutreten. Das sind bei guter Fahrt bis zu 25 Stunden! Wir hatten bis Sonntag Abend Zeit, diese Strecke zu absolvieren, damit ich pünktlich zum Semesterstart am Montag wieder in College Station bin. Wir wollten am Freitag schon ein Stück hinter uns bringen und sind gute 600 km bis Phoenix gekommen. Von den 8 Stunden Fahrt standen wir jedoch 2 Stunden im Stau aus LA heraus. Diese Stadt hat wirklich ein Verkehrsproblem und das trotz 5-8 spuriger Interstates, in eine Richtung wohlgemerkt! Wir sind zwar noch kurz vor der großen Rush Hour aufgebrochen, aber die Anfänge waren schon da, d.h. mehr als 30 km/h Durchschnittsgeschwindigkeit waren die ersten 100 km nicht drin. Wie wird das nur kurz danach? Immerhin nur wenig Stillstand. Danach ging es schneller voran und es wurde leerer auf den Straßen.
Windpark außerhalb von LA am I-10
Sandsturm in Arizona
...und noch ein bißchen Roadtrip-Romantik am Abend
An den nächsten beiden Tagen sind es dann jeweils 800 km pro Tag geworden. Am Samstag haben wir auf Wunsch von Papa noch einen Zwischenstopp in Tuscon, Arizona, eingelegt, um dort ein riesiges Freiluftfluzeugmuseum zu bestaunen. Es war sehr interessant, vor allem, weil sich direkt nebenan ein Auslagerungsplatz für amerikanische Flugzeuge befand. Das ist eine Art Friedhof für amerikanische Militärflugzeuge, welche gut für die sowjetischen Satelliten zu sehen sind, damit sie kontrollieren können, dass die vereinbarten Abrüstungen auch wirklich durchgeführt wurden.
Papa vor einer Blackbird
Auch den Bundeswehr Tornado haben sie ausgestellt
...na, wenn sie meinen...
Ein Relikt aus dem Kalten Krieg: Militärflugzeug-Friedhof in Tucson, Arizona
Am Abend, in der Nähe der texanisch-mexikanischen Grenze, mussten wir auf dem I-10 noch durch eine stationäre Kontrollstation der Grenzbehörde. Das kam für mich völlig überraschend. Leider hatte ich keine einzigen Ausweispapiere dabei, die sie interessiert haben, also Reisepass, Visa oder mein DS2010-Formular. Ich hatte lediglich meine Texas State I.D. dabei, die sie aber irgendwie nicht interessierte. Eigentlich reicht das als Ausweisdokument aus, was ich zuvor auf zahlreichen Inlandsflügen erlebt habe. Doch statt meine ID zu prüfen richtete der Beamte in leicht sarkastischem Unterton, durch das Fahrerfenster lehnend folgenden Satz an mich: "Sie fahren also ohne jegliche Ausweispapiere durch die halben Vereinigten Staaten von Amerika. Sehen Sie darin irgendwie ein Problem?" Angesichts der Situation habe ich die Frage bejaht und versprochen, dass ich sie nun immer mitführen werde. Nachdem ich ihm noch meine Texas A&M-Geschichte erzählt habe, ließ er uns endgültig weiterfahren. War wahrscheinlich gut, dass wir nicht mexikanisch aussahen!
Texas zog sich dann noch etliche Stunden hin. Um genau zu sein, ist die westlichste Stadt von Texas, El Paso, genau die Mitte auf der Fahrt von LA nach College Station in Zentraltexas, also noch 1,100 km von College Station entfern. Einen Zwischenstopp haben wir noch in der deutschen Auswandererstadt Fredericksburg gemacht. Da gibt es Gebäude mit Namen, wie Vereinskirche. Der Hauptplatz heißt Marktplatz und es gibt eine jede Menge deutsche Restaurants. Die ersten Deutschen kamen Mitte des 19. Jahrhundert. Erstaunlich: die Einwohner von Fredericksburg waren schon immer gegen Sklaverei und haben die Truppen von Texas beim Bürgerkrieg deshalb auch nicht unterstützt. Sie mussten dadurch zwar zeitweise fliehen, aber nach dem Bürgerkrieg sind sie wieder zurückgekommen.
Fredericksburg: die Deutsche Stadt in Texas
Am Sonntag Abend war es dann endlich so weit: nach 17 Tagen Fahrt und über 7,740 Kilometer durch fünf US-Bundesstaaten traf ich wohlbehalten wieder in College Station ein. Es war schön, wieder da zu sein. Pünktlich zu einem wunderschönen Sonnenuntergang fuhren wir in College Station ein.

Samstag, 28. August 2010

Road Trip - 6. Etappe: Von San Francisco nach Los Angeles

Zwei Stunden nach meinem Surfausflug an die pazifische Küste machte ich mich fertig, um ein besonderes Ereignis einzuleiten. Zum ersten Mal nach meinen bisherigen vier Auslandsabenteuern kommt mich ein Elternteil besuchen: mein Vater landete in San Francisco und ich habe ihn am Abend vom Flughafen abgeholt! Es war richtig toll, mal wieder jemanden aus der Familie persönlich wiederzusehen.
Frisch eingetroffen: mein Vater und ich beim Frühstück in einem IHOP Restaurant
Am nächsten Morgen sind wir nach Berkeley gefahren und haben uns dort den Universitätscampus der UC Berkeley angeschaut. Ein Bekannter von mir hat uns herumgeführt und die Uni macht wirklich einen sympathischen Eindruck! Da wir beide bereits die Innenstadt von San Francisco gesehen hatten, haben wir uns entschlossen, mal einen Geheimtipp aufzusuchen: Point Reyes, ein Leuchtturm nördlich von San Francisco, der extra klein und nah am Ufer gebaut wurde, damit die Schiffe ihn unter dem regelmäßigen Nebel hindurch sehen können. Die Fahrt dorthin dauerte ungefähr 1,5 Stunden und sie hat sich mehr als gelohnt. Was wir vorgefunden haben, war eine imposante Aussicht, ein tolle Landschaft und Wale in freier Wildbahn, die vor der Küste umhergeschwommen sind.
Point Reyes, nördlich von San Francisco
Highway 1, nördlich von San Francisco
Auf der Golden Gate Bridge von Norden kommend
Im Anschluss brachen wir wieder gen Süden auf. Unser Ziel für die nächsten beiden Tage war es, den Highway 1 bis nach Los Angeles entlangzufahren. Da sich dieser zeitlich sehr hinzieht, wollten wir noch ein Stück hinter uns bringen, um am nächsten Tag etwas entspannter fahren zu können. Die Strecke führte uns nochmals durch San Francisco, über die Golden Gate Bridge, dem Golden Gate Park und dann entlang der Küste bis nach Monterey, wo wir übernachteten.
Am nächsten Tag sind wir entspannt aufgestanden, so gegen 9 Uhr, und nach einem Kaffee aufgebrochen. Ein Höhepunkt auf dem Weg nach Los Angeles war das Dorf Solvang, das vollständig in dänischer Bauweise errichtet wurde und dadurch wie ein unwirklicher Ort in der von Gridmustern und breiten Straßen geprägten amerikanischen Bauweise wirkt. Wir haben uns dort ein Eis gegönnt und sind dann nach einem kurzen Zwischenstopp an einem völlig eingenebelten Strand in die Stadt der Filme, Stars und Sternchen eingefahren: Los Angeles.
Dänemark lässt grüßen: Solvang, CA