Freitag, 28. Mai 2010

New York – am Nabel der Welt

Hinter mir liegen ein paar imposante Tage in Amerika. Schon seit langem war es mein Wunsch, diese Stadt einmal zu bereisen und meine Erwartungen wurden bei weitem übertroffen. So etwas wie New York habe ich selbst nach meinem bislang schon gut vorgelegten Reiseregister noch nicht gesehen. Es ist eine Stadt der Superlative, aber auch eine Stadt, die Charakter hat in Bezug auf ihre Einwohner, Architektur und ihr Einfluss auf die Welt. Durch meine zwei Reisen nach Chicago war ich ein paar hohe Wolkenkratzer schon gewöhnt, jedoch hat das mit dem Betondschungel in New York fast nichts gemein. Zum einem gibt es zahlenmäßig wesentlich mehr; Zum anderen ist das Treiben auf den Straßen um einiges frequentierter. Einige Ecken haben mich sogar an Bombay erinnert, gemessen an der Masse an Leuten auf der Straße.
Per Amtrak-Zug kam ich am frühen Montag Abend bei meinem Kommilitonen Josh an, der ca. 2 min vom Time Square entfernt eine Wohnung für sein Sommerpraktikum bezogen hat. Da sein Mitbewohner erst in der nächsten Woche ankommt, hatte er ein Bett mitten in Manhattan bereit – besser geht es quasi nicht! Ich trat morgens aus der Tür und schon war ich in der Stadt: das UN Headquarter, das Rockefeller Center, MoMA (Museum of Modern Art), Time Square und damit die Broadway-Theater, Empire State Building etc. war alles in Fußmarschreichweite. Das habe ich natürlich gut genutzt. Gleich am ersten Tag habe ich mich in „Midtown“, wie dieses Gebiet im groben genannt wird, bewegt. Ich habe den U.N. Vollversammlungssitzungsaal besucht, bin auf das Empire State Building gefahren, und habe am Abend sogar ein Musical angeschaut: „A Little Night Story“ mit Cathérine Zeta-Jones in der Hauptrolle. Dabei hatte ich großes Glück, dass ich eines der wenigen Student-Rush-Tickets erhaschen konnte und damit für gerade mal 27 Dollar (!) diesem 3h-Event beiwohnen durfte. Ich kann jedem nur empfehlen, bei einem New York-Besuch unbedingt ein Musical mit einzuplanen. Um den Time Square herum am Broadway gibt es über 50 (!) Theater, alle mit eigenen Shows und Musicals, die täglich stattfinden, allerdings aber meist über 100 Dollar kosten!
Time Square bei Nacht
Börsenkurse am Times Square
Das U.N. Headquarter am East River
Im Sitzungssaal der U.N. Vollversammlung
A Little Night Music mit Cathérine Zeta-Jones
Das ist eindeutig: Denk´ nicht mal dran, hier zu parken ;-)
Das Rockefeller Center (eröffnet 1939)
Blick vom Empire State Building, dem derzeit höchsten Gebäude New Yorks
Am zweiten Tag bin ich dann in den Süden von Manhattan gefahren. Nach einer kurzen U-Bahnfahrt habe ich mich erst mit einer Fulbrighterin an der New York University (NYU) getroffen, mit der ich erstmal schön indisch essen war. Danach bin ich weiter zum Ground Zero, wo ich mich mit Wanda aus New Jersey traf. Nachdem wir ein wenig am Ground Zero, an der Wall Street, wo gerade Portugal-Tag war und uns anstatt der amerikanischen Flagge ein Portugal-Plakat entgegenwehte, und am Pier um die Brooklyn Bridge herumgewandert sind, hatte sie die Idee, doch mal nach New Jersey herüberzufahren. Ein super Gedanke, wie sich herausstellte, denn: die Fahrt mit dem Zug vom World Trade Center nach Hoboken dauerte nur 15 Minuten, jedoch landet man in einer völlig anderen Welt. Der Unterschied war gravierend. Statt gehetzten, genervten und vor allem vielen Menschen, entgegnete uns in Hoboken eine Athmosphäre von Gelassenheit, Frische und einer Menge Luft zum Atmen. Ich kann gut nachvollziehen, dass die Menschen nicht nur aus Kostengründen aus Manhattan herausziehen, sondern auch um eine wesentliche Steigung in der Lebensqualität zu bekommen. Mit ihrer besten Freundin sind wir dann noch ein wenig durch die Kneipen gezogen. Weiterer Vorteil: auch das Becks Bier kostet hier wieder 3 Dollar!
Am Ground Zero wird wieder gebaut - was, konnten mir aber selbst die Einheimischen nicht sagen
Die NYSE mal in anderen Farben: Portugal-Tag in New York
Mit Wanda unterwegs in Süd-Manhattan
Rush Hour in New York - der sogenannte Path unter dem Hudson River vom World Trade Center nach Hoboken, New Jersey, Fahrdauer: 15 min
In einer völlig anderen Welt: Hoboken in New Jersey mit einer klasse Sicht auf die Skyline von Manhattan
High School Festumzug in Hoboken, Mittwoch ca. 19 Uhr
In den beiden letzten Tagen habe ich dann ein entspannteres Tempo aufgelegt. Ich bin im Central Park herumspaziert und habe mit Erstaunen festgestellt, wie riesig dieser wirklich ist. Mitten drin hört man in der Tat keine Autos, sondern nur das Zwitschern der Vögel. Im Anschluss daran bin ich ganz nach Süden zur Staten Island Fähre gefahren. Die Fähre ist kostenlos und fährt recht nah an Ellis Island, wo Ende 19./Anfang 20. Jahrhundert die meisten Einwanderer empfangen wurden, und Liberty Island, wo die Statue of Liberty (Freiheitsstatue) steht, vorbei. Außerdem kann man vom Wasser sehr gute Bilder von der Manhattaner Skyline machen. Nach diesem Fährausflug bin ich zu Fuß über die Brooklyn Bridge nach Brooklyn gelaufen und entlang der nächsten Brücke, der Manhattan Bridge, wieder zurück. Letztere hat mich dann direkt zu meinem nächsten Ziel geführt: Chinatown und Little Italy. Die beiden Stadtteile liegen kaum 15 min Gehminuten von der Wall Street entfernt, sind jedoch eine völlig eigene Welt. Chinatown hat wesentlich ältere Häuser und es sind in der Tat überall Chinesen unterwegs. Little Italy ist dagegen merklich kleiner und ich kann mir vorstellen, dass es von den Chinesen immer weiter unterwandert wird, da der Übergang von einem zum anderen sehr fließend ist und der italienische Teil kaum auffällt im Gegensatz zu den allgegenwärtigen Chinesen.
DER Apple Store in New York - natürlich musste ich da hin
Mitten im Central Park - kein Lärm, sondern Idylle und Natur ;-)
Liberty Island und die Freiheitsstatue
Die Brooklyn Bridge von Brooklyn aus - im Hintergrund die Skyline von Süd-Manhattan
Chinatown: Asien mitten in New York
Meine letzte Station war das berühmte Museum of Modern Art, kurz MoMA. Das Museum hat derzeit eine Starkünstlerin, die es über alles promoted: Marina Abramovic aus Serbien. Sie malt jedoch keine Bilder oder gestaltet irgendwelche Skulpturen, sondern sie ist eine Performance Art Künstlerin. Was das ist, habe ich heute erfahren: im Prinzip begreift sie ihren eigenen Körper als Kunst. Vom 13. März bis zum 31. Mai setzt sie sich dazu jeden Tag bis zu 12h reglungslos auf einen hölzernen Stuhl. Ihr gegenüber steht ein weiterer Stuhl, auf dem sich dann ein Zuschauer setzen kann und sie sich beide dann stundenlang anstarren können. Das ist derzeit das Highlight im Museum. Im 6. Stock ist eine ganze Ausstellung ihr gewidmet, da sie solche Aktionen schon seit 40 Jahren macht – sie ist 67! Daneben gab es aber auch viele tolle Bilder aus der Moderne – das Museum beherbergt Werke aus den Jahren 1870 bis zur Gegenwart – zu bestaunen. Ein Besuch war es auf jeden Fall wert, auch wenn ich denke, dass diese Schlussfolgerung von Person zu Person anders ausfallen kann.
Der Eingang des berühmten MoMA (Museum of Modern Art)
Eine persönliche Besonderheit, die mir in New York aufgefallen ist, war, dass ich mal wieder Deutsche gesehen habe. New York ist voll von deutschen Touristen. Da ich ja derzeit in einem eher beschaulichen Ort in Texas studiere, wo ich kaum Kontakt zu Deutschen habe, war der Kontrast ziemlich stark. Wer also im Urlaub lieber auf die heimischen Staatsbürger verzichten will, sollte eher nach Texas als nach New York fahren.
Alles in allem war New York ein einschneidendes Erlebnis, das ich so schnell nicht vergessen werde. Das Gefühl, am Puls der Welt zu sitzen, ist hier allgegenwärtig im Vergleich zu vielen anderen Städten. Ich weiß auf jeden Fall: ich komme wieder! 

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen