Montag, 31. Mai 2010

Boston – Bildung als Geschäftsmodell

Die letzte Station meines kurzen Ostküstenintermezzos war die Stadt Boston. Nach Flugzeug und Bahn habe ich für das letzte Stück die berühmten Greyhoundbusse ausprobiert. Die 4h Fahrt ging dank kostenlosem on-board WiFi relativ schnell vorüber und ist auf jeden Fall eine super Alternative zum Zug und vor allem billiger.
Boston ist wesentlich überschaubarer als New York und macht einen außerordentlich gepflegten Eindruck. Im Zuge einer durchdachten Infrastrukturmaßnahme wurde der Interstate 93 auf einer Länge von ca. 5 km vor wenigen Jahren als Tunnel ausgebaut, so dass der Großteil der Stadt ohne Autos auskommt. Im gesamten Gebiet gibt es eine Menge Grünanlagen, Sitzgelegenheiten am Wasser und sonstige Parks, so dass ich nach dem hektischen Treiben in New York tatsächlich Urlaub und Entspannung genießen konnte.
Schicke Skyline gibt es auch hier - wenn auch etwas dezenter als in New York
Auf Hafenrundfahrt
Verrückte College-Zombies ziehen durch die Stadt
Boston wurde 1630 gegründet und war seit dem immer ein Zentrum der dreizehn englischen Kolonien. Mit Harvard, einer Universität, die nach britischem Vorbild gegründet wurde, befindet sich eine der ältesten und renommiertesten Universitäten des Landes in der Region. Zur Zeit der Revolution und Unabhängigkeitserklärung der USA spielte Boston eine zentrale Rolle. Die Boston Tea Party am 16. Dezember 1773 mit dem Slogan „Taxation without Representation“ („Besteuerung ohne Repräsentation“) gilt als einer der Auslöser über den Unmut der britischen Administration in New England. Das am 5. März 1770 begangene Boston „Massaker“, welches durch  zielgerichtete Provokation mit fünf Toten endete und sich danach medienwirksam als Symbol der britischen „Tyrannei“ wie ein Lauffeuer ausbreitete, hat historisch gesehen entscheidenden Anteil an der Unabhängigkeitsbewegung. Auch eines der Schlachten im Unabhängigkeitskrieg fand hier statt. Diese verloren die Amerikaner unter George Washington jedoch, fügten den Briten aber schmerzliche Verluste zu. Seit diesem Tag entwickelte sich Boston ohne weitere gravierende Kampfhandlungen zu einer blühenden Metropole. Ein wesentlicher Meilenstein dafür war die Eröffnung der U-Bahn 1901, als vierte Stadt überhaupt. Daneben entwickelte sich der Bildungssektor zu einem der unangefochtenen Einnahmequellen der Stadt. Neben Harvard gibt es noch bis zu 30 Universitäten und Colleges, darunter das MIT, Boston University, Boston College, etc. Das MIT ist nur eine U-Bahnstation von Harvard entfernt. Der Campus von Harvard ist wirklich schön anzuschauen. Kaum zu glauben, dass hinter diesen Gemäuern eines DER Bildungseinrichtungen der Welt zu Hause ist.
Harvard University Campus - sehr idyllisch
Der Name Ivy League stammt aus Football: die Harvard Crimson
Auf dem Campus der Harvard Business School
Ich habe meine Zeit in Boston also sehr genossen, wenngleich ich nicht der einzige Tourist dort war. Heute (Montag, 31. Mai 2010) ist Memorial Day, also Feiertag, und da ist halb Amerika auf Reisen, so auch in Boston. Hafen- und Stadtrundfahrten waren heillos überlastet und überall waren Menschen unterwegs. Ich wage zu behaupten, dass auf dem Harvard-Campus nur 10% der Menschen wirklich Universitätsangehörige waren. Alle anderen waren Touristen!
Über 22.000 Flaggen für die gefallenen Soldaten aus Massachusetts
Der Hafen-Pier übersät mit Touristen
Memorial Day ist dennoch ein wichtiger Feiertag, an dem aller amerikanischen Soldaten gedacht wird, die seit der Gründung für die USA gefallen sind. Das bewegt viele Menschen hier, was ich an den vielen Gedenkveranstaltungen, dem CNN-Programm und zahlreichen Facebook-Bekundungen erkennen kann.
Ich für meine Begriffe nutze den Tag für meine Rückreise, da ich morgen wieder mit der Uni beginne. Per Flug geht es von Boston zurück nach Houston, wo mich ein netter Kommilitone vom Flughafen abholt. Anders als an der Ostküste komme ich in Texas ohne Nahverkehrssysteme nicht weit. 

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